Surehand-Trilogie 02 - Old Surehand 2 by Karl May

Surehand-Trilogie 02 - Old Surehand 2 by Karl May

Autor:Karl May [May, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Action & Adventure
Herausgeber: MobileRead
veröffentlicht: 2012-01-25T09:33:43+00:00


Drittes Kapitel: Ein Korsar

»O, Sennores,« bemerkte der mexikanische Advokat zu seiner Erzählung, »das war die Geschichte vom Grafen von Rodriganda. Was aus diesem vornehmen Herrn noch geworden ist, das ist Nebensache. Es galt mir nur, zu zeigen, daß sehr oft ein Indianer ein weit besserer Mensch als ein Weißer ist. Die beiden Häuptlinge der Apatschen und der Miztecas haben das mehr als zur Genüge bewiesen. Und wenn man nun gar von Winnetou sprechen hört, der geradezu ein Beispiel von Hochherzigkeit und Noblesse ist, und von den vielen Bleichgesichtern, an denen er dies bewiesen hat, so möchte man es wirklich bedauern, daß man nicht eine rote, sondern eine weiße Haut besitzt. Zwar ist bei der Episode mit Sam Fire-guns Trappergesellschaft sehr viel Blut geflossen, wie wir vorhin hörten; aber das hat er nicht verhindern können, denn die Verhältnisse lagen so, und die Gegner waren so gefährliche Kerls, daß Schonung gar nicht am Platze war. Nur bedaure ich, daß dieser Sanders im ehrlichen Kampfe eines so raschen Todes gestorben ist; er hatte nicht das Messer, sondern einen tüchtigen Strick aus gutem Hanf verdient.«

Da rief Mutter Thick vom Schänktische her: »Den hat er ja auch bekommen!«

»Wie? Was? Einen Strick?«

»Ja.«

»Aber es ist doch erzählt worden, daß er im Gutter von dem Steuermanne erstochen worden ist!«

»Ja freilich; aber es ist nicht wahr. Der Gentleman, der die Geschichte erzählt hat, ist von der wirklichen Thatsache abgewichen. Sanders ist nicht erstochen worden, und Jean Letrier ist auch nicht umgekommen; sie blieben verschont und wurden gefangen genommen.«

»Ist das wahr, Sennor?«

Der Mexikaner richtete diese Frage an den frühern Indianeragenten, dessen Gesicht jetzt eine kleine Verlegenheit zeigte. Er antwortete:

»Hm, wie man es nimmt! Eigentlich ist er tot, denn ich habe es erzählt, und er lebt auch wirklich heut nicht mehr; aber, hm! Mutter Thick, wie kommt denn Ihr dazu, zu behaupten, daß Sanders damals nicht erstochen worden ist?«

»Weil ich es weiß, und zwar ganz genau,« antwortete die Wirtin, welche den ihr vorhin erteilten Wink nicht länger mehr beachten wollte.

»Von wem denn?«

»Von einem, der dabei gewesen ist.«

»Ich war doch auch dabei!«

»Ja; aber der Gentleman, von dem ich es habe, hat später noch viel, viel mehr mit Sanders erlebt und durchgemacht.«

»Wirklich? Wen meint Ihr denn eigentlich?«

»Den Polizisten Treskow.«

»Ah! Der soll später mit ihm noch mehr erlebt haben?«

»Ja. Wenn Ihr es nicht glauben wollt, so mag er es Euch selbst sagen!«

»Um das zu können, müßte et hier sein.«

»Das ist er auch.«

»Wo denn? Wo?«

»Dreht Euch nur einmal um, und seht Euch den Gentleman an, der hinter Euch am letzten Tische sitzt! Ihr habt ihn noch gar nicht bemerkt, weil er bis vorhin draußen in der andern Stube saß.«

Der Agent drehte sich um. Als er den Herrn sah, der mir so interessant vorgekommen war, sprang er auf, ging zu ihm hin, hielt ihm beide Hände entgegen und rief:

»Mr. Treskow, wirklich, das ist Mr. Treskow! Es ist seitdem eine Reihe von Jahren vergangen; aber ich kenne Euch trotzdem sofort wieder. Welche Freude! Was führt Euch denn nach Jefferson-City?«

»Ich bin in letzter Zeit wiederholt hier gewesen und da stets bei Mutter Thick eingekehrt.



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